30.04.2021 | Blog 3 |

Praktisches Denken – ein lösungsorientierter Ansatz

| Die zweite Dimension des Hartman Value Profile (HVP) bildet das Praktische Denken. Es bildet eine wichtige Kompetenz, um Problemsituationen effektiv zu meistern. Speziell handelt es sich dabei um Situationen, in denen kein neues Fachwissen erfordert wird, sondern die ohne weitere Kommunikation oder Klärung proaktiv umgesetzt werden können.

Hierzu lässt sich folgendes Beispiel anführen: Einem Mitarbeiter wird die Aufgabe übertragen eine Präsentation über das Unternehmen zu erstellen und diese im nächsten Geschäftsmeeting zu moderieren. Da es diesem Mitarbeiter schwer fällt fließend und frei zu sprechen, entschließt er sich nach einem Hilfsmittel zu suchen, welches ihm ein sicheres Gefühl während der Präsentation geben kann. Er entscheidet sich seine Moderation auf Karteikarten niederzuschreiben, da ihm dieses Hilfsmittel schon in anderen Situationen dazu verholfen hat, ein sicheres Auftreten zu gewährleisten.

Werden Probleme ignoriert und aufgeschoben, können daraus schnell weitere Probleme resultieren, welche sich mit zunehmender Zeit negativ auf die eigene Gefühlswelt und die Interaktion mit der Umgebung auswirken können. Die Folgen sind: Hilflosigkeit, ein Gefühl der Ohnmacht, Frustration, fehlende Motivation und eine geringere Produktivität.

Eine stark ausgeprägte praktische Denkweise kann frustrierende und unzufriedene Stagnation im Arbeitsprozess verhindern. Wird üblicherweise zunächst nur das Problem vor Augen gesehen, richtet praktisches Denken den Fokus direkt auf Lösungsansätze.

 

Was versteht man unter praktischem Denken?

Praktisches Denken, auch gesunder Menschenverstand oder „Street Smart“ genannt, beschreibt die Fähigkeit seine Umgebung wahrzunehmen und aus dieser Wahrnehmung „Funktionalitäten zu erkennen“ (Vogel, 2018). Dies trägt dazu bei, Dinge hinsichtlich ihrer praktischen Anwendbarkeit zu erfassen, um ein bestimmtes Problem effektiv zu lösen.

Praktisches Denken orientiert sich im ersten Schritt an der Frage: „Was ist um mich herum?“. Es ermöglicht die Beobachtung des Umfeldes und fördert gleichzeitig die Sehschärfe auf potenzielle Ressourcen sowie auf eine lösungsorientierte Analyse der Gegebenheiten.

In einem zweiten Schritt, fragt praktisches Denken: „Was ist zu tun?“. Die Gegebenheiten innerhalb des Umfeldes eröffnen dem Individuum dabei die Bereitschaft ein operatives und lösungsorientiertes Handeln zu generieren, wodurch eine problematische Situation möglichst produktiv und zielführend bewältigt werden kann. Vereinfacht gesagt, ist praktisches Denken „das Talent zu erkennen, was das Leben besser und einfacher macht“ (Vogel, 2018).

 

Wie lässt sich ein Problem praktisch angehen?

Essentiell beim praktischen Denken ist nicht die Fokussierung auf das eigentliche Problem, sondern die Betrachtung von Lösungsmöglichkeiten. Besonders hilfreich ist ein schrittweises Vorgehen:

  1. Problem zunächst erkennen und definieren.
  2. Die Umgebung beobachten und Ressourcen ermitteln (Hilfreiche Leitfragen: Was ist um mich herum? Welche Ressourcen stehen mir für die Lösung meines Problems zur Verfügung?)
  3. Lösungsansätze formulieren und bewerten (Hilfreiche Leitfragen: Was ist zu tun? Welcher Ansatz wirkt nachhaltig und effektiv?)
  4. Lösungsorientiert handeln.
  5. Praktisches Denken auf zukünftige Problemsituationen anwenden.

 

Was sind positive Effekte von praktischem Denken?

Praktisches Denken stellt gerade in der Arbeitswelt eine zentrale Kompetenz dar und umfasst vielseitige positive Effekte.

Eine Person mit einer ausgeprägten praktischen Denkweise nimmt ihre Umgebung besser wahr und schafft es dadurch hilfreiche Ressourcen zu erschließen. Dies kann sich beispielsweise in der Ersuchung von kollegialer Unterstützung äußern. Dadurch fördert es nicht nur Teamkompetenzen, sondern maximiert die Effizienz am Arbeitsplatz. Gleichzeitig bestärkt es das strategische Denken, welches gerade auf Führungsebene von besonderer Bedeutung ist. Folglich setzt es ein zielorientiertes und zügiges Handeln frei, welches sich positiv auf Produktivität und Erfolg auswirkt.

Darüber hinaus reduziert eine praktische Denkweise Stress und Frustration. Unangenehme Situationen werden deutlich minimiert und neue Herausforderungen als weniger belastend erachtet, was die Motivation und das Selbstbewusstsein fördert. Praktisches Denken erwirkt somit auch auf persönlicher Ebene positive Effekte.

 

Fazit

Praktisches Denken ist ein wichtiger Bestandteil innerhalb des Hartman Value Profile. Auf Kandidatenseite trifft das HVP Aussagen über praktische Orientierung und Problemlösung (Können) sowie über die Bereitschaft des Kandidaten Probleme praktisch zu lösen (Wollen).

Die Auswertung praktischen Denkens durch das HVP Verfahren ermöglicht es Unternehmen Einblicke über einen Kandidaten zu erhalten. Anhand dieser Ergebnisse kann ein Unternehmen feststellen, ob ein Kandidat für eine Position, welche speziell ein lösungsorientiertes Denken erfordert, geeignet ist.

Zudem fördert Praktisches Denken nicht nur die Wahrnehmung der Umgebung und schult eine lösungsorientierte Sicht, sondern setzt operatives Handeln frei und ist somit im Krisenmanagement und in Führungspositionen ein entscheidender Soft Skill.

Neben dem praktischen Denken können Problemsituationen durch strukturiertes Denken angegangen werden. Als dritte Dimension des Hartman Value Profile, wird im kommenden Blog auf strukturiertes Denken näher eingegangen.

 

Autorin: Dimitra Sismanidou, April 2021
Copyright: IAM Global GmbH

 

Literatur

Vogel, U. (2018). Profilingvalues: Handbuch. System, Anwendungen und Interpretation des Reports. Santa Cruz de Tenerife: Profilingvalues.